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Erziehen ohne Schimpfen

Kleiner Junge streckt die Zunge raus

Warum wir uns fürs Schimpfen nicht schämen brauchen, es aber trotzdem sein lassen müssen!

Es gibt eine Redewendung die besagt: Eltern sehen das Glas weder halb voll, noch halb leer, sondern umkippen! Da ist was dran. Ich muss zumindest immer schmunzeln, wenn ich daran denke. In den meisten Fällen, wische ich auch mit einem schmunzeln schnell die Sauerei weg. Nur Manchmal, ja manchmal ist das umgekippte Wasserglas zu viel. Dann motze ich, ärgere mich und meckere meine Kindern an. Dann läuft mein Gehirn im Notfall – Modus. Zu viel Stress bedingt, dass wir in eher ungefährlichen Situationen (ausgekipptes Wasser), eine vermeintliche Todesgefahr sehen (den herannahenden Tiger).

In diesem Blogbeitrag möchte ich euch ein von mir sehr geschätztes Buch ans Herzen legen, einen Augenöffner und echten Helfer im Alltag!

Muss Schimpfen sein?

„Wann soll ich denn nun mit meinem Kind schimpfen?“ – Diese Frage stellte mir eine Mutter in einem meiner Kurse. Ich war sehr verwundert. Ist schimpfen für mich doch etwas Schlechtes. Niemand fühlt sich gut nach dem geschimpft wurde, weder ich noch mein Kind. Ich fragte also zurück: „Was meinst du denn warum du schimpfen musst?“ „Naja, das sagen doch alle. Wenn das Kind was falsch gemacht hat, muss ich es schimpfen und böse sein, damit es lernt!“
Puh… Solche Ratschläge werden also immer noch verbreitet. Das musste ich erst mal sacken lassen.

Ja, ich schimpfe auch mit meinen Kindern. ABER ich finde es nicht gut und ich möchte es auch nicht. Trotzdem passiert es mir hin und wieder. Das ich aber absichtlich mit ihnen schimpfen muss, wäre mir nicht eingefallen. Ich schimpfe, wenn mir alles zu viel ist: Wenn es zu laut ist, zu viel Stress, zu viel Streit, wenn das fünfte Glas Wasser umfällt und ich einfach nur in Ruhe essen möchte. Wenn die Tage zu anstrengend waren, für mich und für die Kinder.
Wir schimpfen also entweder aus Überzeugung oder aus Stress!

Buchtipp: „Erziehen ohne Schimpfen“

Nach dem Gespräch mit der Kursmama, habe ich mir das neueste Buch von Nicola Schmidt bestellt: „Erziehen ohne Schimpfen“. Ein Buch von dem ich lange dachte, ich brauche es nicht. Wusste ich doch schon, dass schimpfen doof ist. Ich habe ja auch versucht weniger zu schimpfen, nur richtig geklappt hat es nicht.
Nicola hat mich mit ihrem Buch eines Besseren belehrt und genau deswegen lege ich es auch euch ans Herz!

„Ein Kind nicht zu schimpfen, kann die Welt verändern!“

Wenn du bisher jemand warst, der meint schimpfen muss sein: Nein! Lass es! Schimpfen funktioniert nicht. Genauso wenig wie Strafen (neudeutsch: Konsequenzen) funktionieren (langfristig jedenfalls nicht). Durch schimpfen verlieren wir den Kontakt zu unseren Kindern und erhöhen den Druck auf sie. Kinder wollen von Natur aus kooperieren. Das bedeutet, sie passen sich an das an, was von ihnen erwartet wird und verleugnen dafür durchaus einen Teil von sich selbst. Unsere Kinder sind in ihren ersten Lebensjahren absolut abhängig von uns! Sie vertrauen und lieben uns bedingungslos. Deswegen glauben sie auch alles was wir sagen und stellen unser Handeln nicht in Frage. Schimpfen, Meckern oder Motzen wir also mit unserem Kind, so wird das Kind „funktionieren“ – in unserem Beisein oder dem von anderen Erwachsenen. Studien zeigen, dass Kinder die unter Druck kooperieren (also auf Strafen und Belohnungen reagieren), sich weniger an Regeln halten, wenn sie ohne Aufsicht sind (vgl. Seite 66 „Erziehen ohne Schimpfen“). Die Kinder handeln in Erwartung einer Strafe oder einer Belohnung, aber nicht aus eigener Motivation.

Dauerhafter Stress führt zu Schimpfen

Das Leben in einer Kleinfamilie, so wie es in der westlichen Welt gelebt wird, ist nicht artgerecht. Uns fehlt das berühmte Dorf. Was das mit unserem Gehirn macht, hat Nicola in ihrem Buch sehr gut beschrieben. Mit einfachen Worten und an alltagstypischen Beispielen, zeigt sie auf wieso unser Gehirn im Dauerstress läuft. Unter Stress lassen uns schon vermeintliche Kleinigkeiten in den Not-Modus schalten. Dann sehen wir im umgekippten Wasserglas eben einen Tiger der uns angreift. Das was dann im Gehirn abläuft ist nichts anderes als der vermeintlichen Todesgefahr durch einen Fressfeind ins Auge zu schauen. Im Not-Modus schaltet unser Gehirn alle Funktionen die nicht überlebensnotwendig sind aus, zum Beispiel Mitgefühl. Wir können nicht mehr empathisch sein. Wir verlieren den Blick auf unser Kind und sagen Dinge die wir hinterher bereuen!

Tiger trinkt am Wasser

Einmal Neustart bitte!

Die gute Nachricht ist, wir können unser Gehirn umprogrammieren und uns so selber helfen. Sind wir nicht mehr im Dauerstress, können wir viel gelassener reagieren. Ihr kennt das vermutlich alle. Am Morgen wischen wir noch mit einem Lächeln auf den Lippen, das umgekippte Getränke weg, am Abend motzen wir in derselben Situation rum. Unser Tag war lang – wir sind vom einem Termin zum nächsten gehetzt. Vom Kindergarten zum Büro, zurück zum Kindergarten, danach zum turnen oder schwimmen. Zwischendurch noch mal nach Hause, weil irgendwas ganz bestimmt vergessen wurde.
In „Erziehen ohne Schimpfen“ gibt Nicola ganz viele wertvolle Tipps, wie wir unseren Alltag artgerechter gestalten können. Es geht nämlich nicht nur um „Last-Minute“ Hilfe, kurz bevor wir meckern. Sondern wir müssen schauen, dass unser Alltag dauerhaft weniger belastend für uns ist. Achtsamkeitsübungen helfen uns langfristig unser Gehirn umzuprogrammieren.

Aus Scham wird Schuld – Entschuldigen

In einem Kapitel schreibt Nicola über Scham und was dieses Gefühl mit uns macht. Auf der einen Seite ist Scham wichtig als Wegweiser für uns. Sie zeigt uns, irgendwas ist da schiefgelaufen und wir haben die Möglichkeit es beim nächsten Mal besser zu machen. Die Scham kratzt aber auch ganz schön an unserem Selbstwert. Wir fühlen uns schlecht. Deswegen schlägt Nicola vor, aus der Scham Schuld zu machen. Der Vorteil von Schuld ist, wir können es wieder gut machen! Wir können uns entschuldigen und unsere Schuld los werden.
Es ist also nicht nur für unsere Kinder wichtig, dass wir uns bei ihnen entschuldigen. Auch für uns ist es wichtig. Wir sollten unseren Kindern IMMER sagen, dass unser Verhalten blöd war. Die Schuld daran trägt NIE das Kind.
Sich zu entschuldigen entlastet. Wir haben einen Fehler gemacht und können ihn wieder gut machen. Unser Kind fühlt sich nicht verantwortlich. Und schlussendlich zeigen wir unseren Kindern auch, wie wir mit Fehlverhalten umgehen.

Spielen statt streiten – Erziehen auf Augenhöhe

In meinem absoluten Lieblingskapitel geht es um spielerische Konfliktlösung. Unsere Kinder erleben die Welt mit anderen Augen als wir. Sie leben im Jetzt. Weitreichende Dinge die in der Zukunft liegen oder unser Zeitdruck, unser Druck von außen, haben für sie keine Relevanz. Was für Kinder zählt ist der Moment. Und wie lässt sich einfacher in Kontakt kommen mit Kindern als über das Spielen. Mit einfachsten Mittel, nämlich Kreativität und Phantasie, können wir in Kontakt sein und schwierige Situationen retten. Ich gebe zu, ich kann das (noch) nicht besonders gut. Dennoch übe ich mich darin, die Situation aus Kinder Augen zu betrachten und zu überlegen: Was könnte jetzt relevant sein? Was könnte helfen?

„Alle in die Raumkapsel“

Die Geschichte wie Nicola mit ihren Kindern vom Spielplatz losmusste und sie in ein rasantes Weltraum Spiel verwickelte um schlussendlich mit der Raumkapsel (Auto) den gefährlichen Planteten (Spielplatz) zu verlassen, ist einfach genial. So einfach und deswegen so genial!

Echter Alltagshelfer

Von mir eine klare Leseempfehlung für alle Eltern, Großeltern und Menschen die mit Kindern arbeiten. Wenn ihr das Buch über den Link auf meiner Seite bestellt, erhalte ich einen kleinen Anteil. Besser noch ihr geht zu eurem örtlichen Buchladen und kauft dort!

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