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Bindung und Autonomie

Papa Kind im Kinderzimmer

Podcast # 27

In der aktuellen Folge beleuchte ich zusammen mit Rita von @bindung_leben die Kleinkindzeit aus bindungsorientierter Sicht. Was ist eigentlich Bindung? Wie funktioniert Bindung in der Kleinkindzeit? Was bedeutet bindungsorientierte Elternschaft?

Hier kannst du direkt reinhören:

 

Kleinkinder im Spannungsfeld zwischen Nähe und Welt entdecken. Im Gespräch mit Rita von bindung_leben

Aus der Bindungsforschung wissen wir bereits, dass Kinder deren Bindungstank voll ist besser die Welt entdecken können. Kinder die sich unbewusst immer versichern müssen: „Ist alles in Ordnung?“, „Bin ich sicher?“, „Ist Mama noch da?“, haben es schwerer zu erkunden.

Dabei ist Bindung nichts was einmalig passiert, sondern sich im Laufe unseres Lebens ausbildet. Die ersten Lebensjahre, spielen dabei eine besondere Rolle und das Bindungsverhalten welches wir in dieser Zeit erlernen, prägt uns unser Leben lang. Das ist dann unser Verständnis von Bindung.

Wie genau sieht bindungsorientierte Elternschaft nun aus und wie können wir Bindung mit größeren Kindern leben? Rita berichtet, von der Erfahrung mit ihrer heute 8-jährigen Tochter und wie sie es geschafft hat, trotz schwierigem Start eine gute Verbindung auf zu bauen.

Was ist Bindung?

Unsere Kinder sind als physiologische Frühgeburten auf uns Erwachsene als Bindungspersonen angewiesen. Sie sind während ihrer Kindheit (also auch noch nach dem Babyalter) darauf angewiesen, von uns umsorgt und beschützt zu werden. Um dies sicherzustellen, gibt es Bindung. Die Natur hat dafür gesorgt, dass sich Babys an die Person binden (auch Attachment genannt), die auf ihre Bedürfnisse reagiert und die Versorgung übernimmt. Gleichzeitig bindet sich der Erwachsene immer mehr und mehr an das Baby (Bonding).

Bindung passiert also tatsächlich immer, ganz egal wie der Umgang oder die Haltung gegenüber dem Babys ist. Eine prompte, zuverlässige und feinfühlige Bedürfnisbefriedigung sorgt für eine sichere Bindung beim Kind. Bindung passiert allerdings nicht einmalig, sondern eben die gesamte Kindheit lang. Das erste Jahr ist dabei besonders prägend, aber auch bis zum dritten Jahr werden Bindungsmuster gefestigt.

Bindungsorientierte Elternschaft

Bei der bindungsorientierten Elternschaft liegt der Fokus darauf, die Bindung zwischen Eltern und Kind zu stärken. Wie bereits oben erwähnt, geht es vorallem um die Bedürfniserfüllung zB. nach Nahrung, Nähe und Schutz. Im Alltag bedeutet, dass unter anderem tragen im Tragetuch, viel Körperkontakt und schlafen im Familienbett. Allerdings ist das noch nicht alles und sobald, das Baby ins Kleinkindalter kommt verschiebt sich oft der Fokus. Dabei drehen sich viele Konflikte im Familienalltag eigentlich ebenfalls um Versorgung, Zuwendung oder Ressourcenverteilung sagt Susanne Mierau in ihrem Buch „Geborgene Kindheit“.

Im Kleinkindalter gestalten wir Bindung also anders als im Babyalter. Für Nähe können wir im gemeinsamen Spiel oder beim Vorlesen sorgen. Mit größeren Kindern, können wir Gespräche führen.

Achtet doch mal darauf: Lebt ihr gerade mehr nebeneinander her oder seid ihr „in Verbindung“?

Ebenso spielen Trost, Anteilnahme und auf Augenhöhe sein eine Rolle. Nehme ich die Gefühle von meinem Kind ernst? Wie kommunizieren wir miteinander – sind wir gegeneinander oder füreinander da?

Bindung ist keine Einbahnstraße und Bindungsmuster sind veränderbar. Das ist wichtig zu Wissen, denn nicht selten plagt Eltern ein schlechtes Gewissen, weil sie „was falsch gemacht haben“. Es sind auch nicht einzelne Momente die das Bindungsmuster prägen, sondern vielmehr die konstante Begleitung unsere Kinder.

Bindung und Autonomie

Meistens beginnend um den ersten Geburtstag rum, streben unsere Kinder immer mehr nach Autonomie. Eine ganz natürlich und wertvolle Entwicklung. Im Spannungsfeld mit der Bindung kann das Streben nach Autonomie schnell anstrengend werden. Denn unsere Kleinkinder brauchen eben auch noch viel Nähe und Sicherheit durch ihre Bezugspersonen. Mit vollgeladenem Bindungstank geht es dann los die Welt entdecken.

Vielleicht kennt ihr das auch, euer Kind ist ganz vertieft ins Spiel. Dann schaut es immer öfters zu euch, sucht euren Blickkontakt und kann dann noch mal weiterspielen. Dann läuft der Bindungstank langsam leer. Die Spielunterbrechungen werden länger und dein Kind kommt zu dir gelaufen. Es braucht jetzt Nähe und Körperkontakt um seinen Bindungstank wieder zu füllen – vielleicht auch einen kleinen Snack.

Stellt euch eine Wippe vor – auf der einen Seite Bindung, auf der anderen Autonomie. Eine von beiden Seiten ist immer aktiver, als die andere. Ist der Bindungstank voll, ist die Autonomie Seite aktiv und das Kind im Entdeckungsmodus. Mit der Zeit kippt die Wippe wieder mehr Richtung Bindung. Ohne gut gefüllten Bindungstank, haben es unsere Kinder schwer zu entdecken.

Für uns Eltern, ist dieses Spannungsfeld dabei genauso anstrengend wie für die Kleinkinder. Streben sie doch nach Autonomie und gleichzeitig ist da noch das starke Bedürfnis nach Nähe. Gar nicht so leicht!

Empfindest du die Zeit mit Kleinkind gerade als Herausforderung? Dann schau doch mal bei meinen Coaching Übungen vorbei, für mehr Energie und Kraft.

Der Energietank  // Die Kraft deiner Atmung

Rita Hillen // bindung_leben

Rita Hillen

Rita Hillen ist Heilerziehungspflegerin, Sozialpädagogin und Kursleiterin für Babymassage. Nach vielen Jahren im Bereich Heilpädagogik, war sie die letzten Jahre in der Frauenberatung und im Bereich der Familienbildung tätig.

Inzwischen arbeitet sie online mit Eltern im ersten Lebensjahr. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Begleitung von Müttern, um gelassen und selbstsicher in die Mutterschaft zu starten und die Bindung zu ihren Kindern zu stärken.

Mehr über Rita erfahrt ihr auf Instagram @bindung_leben  oder auf ihrer Website bindung-leben.de

Ihre und viele weitere Kursangebote findet ihr unter Familienbildung-online.de.

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